Die Benjeshecke

Benjeshecke mit gemischter Pflanzenpopulation
Benjeshecke – bereits mit Pflanzen besiedelt

Wenn Du eine Benjeshecke in Deinem Garten anlegst, erstellst Du eine tolle Grundlage, um vielen Tieren und Organismen, die für ein natürliches Gleichgewicht in der Natur wichtig sind, Schutz und Lebensraum zu geben.



Was genau ist eine Benjeshecke?

Fragen wir doch zunächst einmal Wikidedia:
Benjeshecken oder Totholz­hecken sind Hecken, die durch linienhafte, lockere Ablagerungen von hauptsächlich dünnerem Gehölzschnitt, wie Ästen und Zweigen, durch Samenanflug oder Initialpflanzungen entstehen. Hermann Benjes beschrieb dieses Vorgehen Ende der 1980er Jahre.
Benjeshecken bieten Vögeln und anderen Tieren Schutz und Nahrung, so dass diese mit ihrem Kot oder ihren Nahrungsdepots das Aussamen von Gehölzen beschleunigen sollen.“ Zitatende

Was heißt das jetzt genau?

Eine Benjeshecke wird im Gegensatz zu einer penibel in Form gehaltenen und aus gleichartigen Pflanzen bestehenden Hecke, aus Totholz oder auch den Ästen und Zweigen, die beim (regelmäßigen) Rückschnitt anfallen locker aufgeschichtet.
Diese Totholzhecken, die sich harmonisch in eine natürliche Landschaft eingliedern, entwickeln sich im Laufe der Jahre zu einem kleinen Paradies für Vögel und andere Tierarten.

Der heute gebräuchliche Name Benjeshecke geht zurück auf die Brüder Hermann und Heinrich Benjes, die sich Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Möglichkeit zur sinnvollen Verwendung von Schnittgut überlegten.
Die Erfinder sind die beiden allerdings nicht, die Totholzhecke hat eine lange Tradition in der Landwirtschaft. Das Schnittgut wurde früher als Grenzmarkierung zwischen Weide- und Ackerland genutzt, wo es mit der Zeit einen stabilen Wall bildete und ein Eigenleben entwickelte.

Um für den Artenschutz einen Beitrag zu leisten brauchst Du jedoch viel Geduld und einen langen Atem.
Ich zitiere noch einmal Wikipedia: „Im Artenschutz bringt die Benjeshecke nur sehr langfristig Resultate, weil sich zunächst keine bedrohten Arten von selbst ansiedeln können. Hecken benötigen 50 bis 120 Jahre zur Entstehung einer naturnahen und wertvollen Vegetation und eine Wiederbesiedelung dauert je nach Umfeld 30 bis 120 Jahre.
Kostengünstige Benjeshecken können bis zur vollen Entwicklung dennoch eine wertvolle Aufgabe im Biotopverbund übernehmen.“ Zitat Ende

Trotzdem lohnt sich der Aufwand eine Benjeshecke anzulegen und sie wird Dir über die Jahre viel Freude bereiten.

Warum ist es sinnvoll eine Benjeshecke anzulegen

Eine Benjeshecke ist sowohl eine Begrenzung, als auch ein Sicht- und Windschutz.
In dem Geflecht aus Ästen und Zweigen finden zahlreiche Vogelarten, Kleinsäuger, sowie andere Tiere und Insekten einen optimalen Rückzugsort und Lebensraum.

Löwenzahn mit reifem Samen
Der Löwenzahn, im Volksmund auch Pusteblume genannt, ist ein typisches Beispiel einer Pflanze, die sich durch Samenflug verbreitet.

Es wird jedoch ein wenig dauern, bis sich das tote Material in einen grünen Mini-Urwald verwandelt.
Das geschieht mit der Zeit durch den natürlichen bzw. autochthonen  Anflug von Samen über den Wind oder auch durch die Ausscheidungen von (beerenfressenden) Vögeln.
Es gibt in der Tat Samen, die erst durch den Verdauungstrakt eines Vogels gehen müssen, wo keimhemmende Substanzen abgebaut werden, um überhaupt keimfähig zu sein.

Auf diese Weise schützt eine Benjeshecke das dahinterliegende Land, in diesem Fall Deinen Garten nicht nur vor Wind, sondern eben auch vor „fliegendem“ Saatgut, welches so nicht als Wildkraut (gemeinhin auch Unkraut genannt) auf dem Acker, bzw. Deinem Beet landet.

Im Laufe der Jahre entsteht so eine stabile, lebende Hecke. Wenn Du zusätzlich gezielt Pflanzen einsetzt, kannst Du die Artenvielfalt noch erhöhen und blühende Akzente setzen.

Hast Du in Deinem Garten nicht so viel Platz um eine ganze Hecke anzulegen, dann kannst Du mit einem Totholzhaufen einen ähnlichen Beitrag zum Umwelt- und Tierschutz leisten.

Fassen wir die Vorteile einer Benjeshecke noch einmal zusammen:

  • es ist keine anderweitige Entsorgung des Grünschnitts nötig
  • sie ist preiswert in der Herstellung
  • sie bietet eine natürliche Alternative zu Zäunen und Monokultur-Hecken
  • sie dient als Sichtschutz für den Komposthaufen, die Mülltonne oder Deinen Lieblingssitzplatz
  • sie schützt die dahinterliegende Fläche vor Wind
  • sie harmoniert  perfekt mit einem Bauerngarten
  • sie begrünt sich durch Samenflug quasi von selbst
  • sie ist ein ökologisch wertvoller Beitrag für die Landschaft
  • sie dient als Nistmöglichkeit und bietet Schutz für Vögel
  • sie dient als Überwinterungsmöglichkeit und Lebensraum für Igel, Kleintiere und Insekten

Welchen Tieren bietest Du mit der Benjeshecke einen (neuen) Lebensraum?

Zaunkönig
Der Zaunkönig wird sich gerne in der Benjeshecke niederlassen
Bild von Mickey Estes auf Pixabay

In einer Benjeshecke leben viele Vogelarten (hauptsächlich Heckenbrüter) wie z.B. Zaunkönig, Rotkehlchen und Amsel, da ihnen diese eine geschützte Nistmöglichkeit bietet.

Ebenfalls nehmen kleine Säugetiere wie die Haselmaus, der Siebenschläfer oder auch Igel die Hecke gerne als neuen Lebensraum an.

Reptilien, z.B. Zauneidechsen und Blindschleichen (Reptil des Jahres 2017), Amphibien, z.B. Erdkröten, Weichtiere wie der Tigerschnegel, aber auch Wildbienen und andere Insekten fühlen sich in der Benjeshecke wohl und helfen Dir als Nützlinge,  Deinen Garten schädlingsfrei zu halten.

Wie Du Dir Deine eigene Benjeshecke erstellst.

Bevor Du anfängst solltest Du ein paar Dinge beachten.

Benjeshecke, kurz nach der Neuanlage
Eine vor kurzem angelegte Benjeshecke

Der Standort

Der passende Standort sollte nach Möglichkeit hell und luftig sein, um Pilzbefall vorzubeugen. Mindestens drei bis vier Sonnenstunden täglich sollten möglich sein.
An einer schattigeren Stelle, wird sich die weitere Entwicklung der Hecke verzögern.

In der unmittelbaren Nähe zu einem Naturschutzgebiet, solltest Du auf die Anlage einer Benjeshecke verzichten, da die im Totholz vorhandenen Organismen die dort vorhandene Flora und Fauna negativ beeinflussen können.
Dort wo die verwendeten Pflanzen natürlicherweise vorkommen ist die Anlage in der Regel unproblematisch.

Auch stark nährstoffreichen Boden vermeidest Du besser. Auf diesen werden sich nämlich schnell wuchernde dominante Stauden wie Brennnessel oder Goldrute durchsetzen und die gewünschten, die Hecke stärkenden Gehölze verdrängen. Sollten solche Stauden überhand nehmen kannst Du sie später kurz halten oder ganz entfernen und Deine Benjeshecke mit vorgezogenen Pflanzen ergänzen.

Das Material

Schnittmaterial, das in der Lage ist aus abgeschnittenen Pflanzenteilen wieder auszutreiben gehört nicht in eine Benjeshecke.
Dazu gehören u.a. Brombeeren und Weiden.

Sehr wichtig ist, dass das verwendete Material frei von Schädlingsbefall und anderen Krankheiten ist.

Schnittgut von Nadelgehölzen solltest Du nur in kleinen Mengen einbauen, da dies den Boden schnell sauer werden lässt.
Mit sauren Bedingungen kommen viele Pflanzen nicht gut zurecht.

Der optimale Zeitpunkt

Am besten legst Du Deine Benjeshecke während der Wintermonate an. In dieser Zeit findet in der Regel ja sowieso  der Baum- und Strauchschnitt statt, bei dem das benötigte Material anfällt.
Wenn Du bis etwa März mit der Arbeit fertig bist, siedeln sich wahrscheinlich schon in der ersten Saison Pflanzen und Tiere an.  

Das Werkzeug

  • einen Fäustel oder Vorschlaghammer
  • optional einen Lochspaten
  • ein kleines Kantholz
  • eine Astschere
  • eine Säge
  • stabile Äste oder Pfähle
  • (größtenteils verholzte) Grünschnittabfälle, wie Äste oder Zweige

So, los geht’s!

Das Grundgerüst

Um Deine Benjeshecke anzulegen, benötigst Du als erstes stabile Äste, die das aufzuschichtende Schnittgut an Ort und Stelle halten. Sie sollten zwischen einem und anderthalb Meter lang sein, je nachdem wie hoch Deine Hecke werden soll, und ein Minimum von 5cm Durchmesser besitzen.
Sollten diese nicht bei Deinen Schnittarbeiten anfallen, kannst Du Dir alternativ im Baumarkt Holzpfähle besorgen.

Mit diesen errichtest Du das Grundgerüst. Dazu schlägst Du zwei parallele Reihen Pfähle in den Boden. Der Abstand der Pfähle in der Reihe richtet sich ein bisschen nach der Länge des später verwendeten Schnittgutes, er sollte zwischen 50 und 100cm betragen.

Zum Einschlagen verwendest Du einen Fäustel oder auch einen Vorschlaghammer, wenn Du einen besitzt. Oben auf den Pfahl kannst Du das Kantholz legen, um zu vermeiden, dass das Holz aufsplittert. Achte darauf, dass die Pfähle wirklich fest sitzen, damit Dir Dein Werk nicht später seitlich auseinander fällt. Sie sollten je nach Höhe schon 30 bis 50cm tief in der Erde stecken.

Hierbei kann Dir der Lochspaten helfen, mit dem Du schlanke Löcher vorarbeiten kannst. Wichtig ist natürlich diese an den Ränder hinterher wieder gut zu verfüllen. Das geht am besten, wenn Du sie mit Wasser einschlämmst. (vor dem Befüllen wieder trocknen lassen, sonst wird’s schief)

Der Abstand zwischen den beiden Reihen richtet sich natürlich in erster Linie danach, wie viel Platz Du zur Verfügung hast. 50 cm sollten es mindestens sein, aber auch eine Breite von 150cm ist möglich. Je breiter die Hecke wird, umso größer ist der ökologische Nutzen, insbesondere für die Tierwelt, da sie ihr einen höheren Schutz bietet. Für Katzen wird es auf diese Weise beispielsweise so gut wie unmöglich, an ein im inneren gelegenes Vogelnest heranzukommen.

Zusätzlich oder alternativ dazu kannst Du außerdem kleine Bäume oder stabile Sträucher zur seitlichen Befestigung der Hecke pflanzen.

Bitte verwende keine Pfostenschuhe oder gar Betonfundamente. Diese passen nicht in das Konzept.

Einen morschen Stützpfahl kannst Du später einfach austauschen, wenn dies überhaupt nötig sein sollte. Meist hält sich die Benjeshecke dann schon von selbst zusammen.

Die Befüllung

Wenn das Grundgerüst steht, kannst Du Dich an das Befüllen geben. Im unteren Bereich verwendest Du die größeren Äste und bietest somit den Kleinsäugern, wie Igeln genügend Wohnraum. Im oberen Bereich kommen die kleineren Äste, Zweige und Stängel zum Einsatz.
Sehr gut geeignet zum Befüllen ist Hartholz, zum Beispiel von langsam wachsenden Obstgehölzen, Buchen, Eichen, etc..
Schnittgut von Stauden und Gräsern kannst Du ebenso verwenden, wie Efeuranken. Die Blätter dürfen dabei ruhig noch dran sein.
Falls Dein Garten die benötigten Mengen nicht hergibt, kannst Du auch bei der örtlichen Grünabfallverwertung, Gartenbaubetrieben oder der Straßenmeisterei anfragen. Diese helfen meistens gerne aus. Achte aber unbedingt darauf, dass das Material gesund ist.

Wenn möglich, flechte die vertikalen Pfähle mit dem Füllmaterial ein. So bekommt Deine Benjeshecke zusätzliche Stabilität.
Zu weit herausragende Äste kannst Du mit der Astschere einkürzen, dünnere flechtest Du wieder ein.

Beim ersten Befüllen darfst Du das Material gerne etwas verdichten, indem Du es beispielsweise herunter trittst.

Beim späteren Nachlegen jedoch, ist dies unbedingt zu vermeiden, damit die Tiere die sich in der Hecke befinden nicht zu Schaden kommen.

Mit der Zeit sackt das Gebilde nach unten nach. Dafür veantwortlich sind Asseln, Insekten samt ihren Larven, Würmer und andere Kleinstlebewesen, die den natürlichen Verrottungsprozess in Gang bringen. Den entstandenen Platz füllst Du einfach mit neuem Material auf.

Benjeshecke an der Grundstücksgrenze
Benjeshecke als Grundstückseinfassung

Weitere Pflegemaßnahmen Deiner Benjeshecke

Während des Jahres

Zu Beginn brauchst Du kaum etwas tun, außer eventuell etwas Material nachzufüllen.

Sobald sich Pflanzen angesiedelt haben kann es vorkommen, dass Du korrigierend eingreifen solltest. Stauden, die Du nicht in der Hecke haben möchtest, wie zum Beispiel Brennnesseln (obwohl: weißt Du eigentlich, dass Brennnesseln viele nützliche Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten haben?) kannst Du beschneiden oder entfernen. Auch Sträucher musst Du eventuell später beschneiden. Das Schnittmaterial kann ja wieder direkt an Ort und Stelle verarbeitet werden.

Mit der Zeit erhältst Du so eine stabile Hecke mit der Du Deinen Garten in ein kleines Paradies für viele Pflanzen und Tierarten verwandeln kannst.

Eine Option: Die Benjeshecke durch zusätzliche Pflanzungen ergänzen

Falls es Dir zu lange dauern sollte, bis sich eine Pflanzengemeinschaft in Deiner Benjeshecke ansiedelt, kannst Du durch eine gezielte „Beipflanzung“ etwas nachhelfen. Dadurch gibst Du Deiner Hecke zusätzliche Stabilität.

Hierzu kannst Du u.a. diese Pflanzen verwenden:

Sträucher:

  • Kornelkirsche – Cornus mas
  • Apfelbeere – Aronia ssp.
  • Mispel – Mespilus germanica
  • Felsenbirne – Amelanchier lamarckii
  • Sanddorn – Hippophae rhamnoides
  • Schlehe – Prunus spinosa
Kapuzinerkresse
Kapuzinerkresse – die Blüten kannst Du essen

Krautige ein- und mehrjährige Pflanzen:

  • WickenVicia ssp.
  • Kapuzinerkresse – Tropaeolum majus
  • Clematis – Clematis ssp.
  • Wilder Wein – Parthenocissus ssp.

Ein kleiner Tipp am Rande:
Wenn Du in Sachsen wohnst, hast Du die Möglichkeit für das Anlegen einer Benjeshecke öffentliche Mittel zu beantragen.

Ich wünsche Dir viel Spaß bei der Umsetzung und viele lachende Pflanzen und Tiere in Deiner neuen Benjeshecke!

Wenn Dir der Artikel gefallen hat oder Du Fragen hast, kannst Du mich gerne über das Kontaktformular anschreiben.

Hier kannst Du den Artikel als Podcast hören

#benjeshecke, #naturnahergarten, #lachendergarten

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3 Kommentare

  1. Feiner Bericht, vielen Dank!
    Mit vielen Grüßen,
    Pia Gräfe

    • Hallo Pia,
      lieben Dank für dein Feedback.
      Ich freue mich, dass dir der Artikel gefallen hat,
      Lachende Grüße
      Mowl

  2. Pingback:Natürliche Schädlingsbekämpfung - Teil II: Der Tigerschnegel

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