Natürliche Schädlingsbekämpfung – Teil III: Die Florfliege

Die Florfliege Imago
Die Florfliege Bild von Andreas Neumann auf Pixabay


Auch die Florfliege bzw. ihre Larve ist – genau wie der Marienkäfer – ein echter Held im ewigen Kampf im Lachenden Garten.
In diesem Kampf halten unsere Freunde die sogenannten Nützlinge unerwünschte Schadinsekten soweit im Zaum, dass ein natürliches Gleichgewicht hergestellt ist, damit Deine Pflanzen sich optimal entwickeln können.

Deswegen möchte ich sie Dir heute vorstellen, die Florfliege und ihre Larve, die auch als der Blattlauslöwe bekannt ist.
Ihr Speiseplan besteht jedoch aus weitaus mehr Beutetieren als nur Blattläusen und das macht sie so interessant für uns.

Florfliegenlarven helfen Dir auch bei der Bekämpfung von:

Blattläusen (Aphidoidea)


Woll- und Schmierläusen (Pseudococcidae)


Thripsen (Thysanoptera)


Spinnmilben (Tetranychidae)


Wanzen (Heteroptera)


Weißer Fliege (Aleyrodoidea)


u.v.a.




Allgemeines über die Florfliege

Da die Florfliege eher unauffällig ist, ist sie als Nützling relativ unbekannt.

Es gibt weltweit, mit Ausnahme von Australien ca. 2.000 verschiedene Arten von Florfliegen.
Ihren Namen verdankt sie ihren filigranen Flügeln, die so zart und halbtransparent sind und eine ähnliche Struktur haben, wie eine feine Stoffart, die früher als Flor bezeichnet wurde.

In Europa finden wir ca. 70 Unterarten, davon etwa 35 in Deutschland, die vom Flachland bis in höhere Lagen vorkommen, und an Waldrändern, Wiesen, in Parks und Gärten leben.
Die bekannteste und für uns interessante Art ist die gemeine Florfliege mit dem lateinischen Namen Chrysoperla carnea.

Zoologisch gesehen gehören Florfliegen allerdings nicht zu den Fliegen, sondern zu den Netzflüglern.

Florfliegen sind dämmerungsaktiv.
Am Tag halten sie sich mit zusammengeklappten Flügeln, versteckt  an der Unterseite von Blättern auf.

Die bei uns heimischen Arten sind etwa einen bis eineinhalb Zentimeter groß und erreichen eine Flügelspannweite von 6 bis 35 mm.
Du kannst die Florfliege in erster Linie an den schönen filigranen und transparenten Flügeln mit den gitterförmig verlaufenden grünlichen Äderchen erkennen. Diese sind etwa doppelt so lang, wie der Körper und werden in Ruhestellung wie ein kleines Dach auf dem Hinterleib abgelegt.
Ihr Körper ist lang, schlank und grüngelblich, jedoch verfärbt er sich im Überwinterungsstadium bei den Arten Chrysoperla carnea und Chrysoperla pallida braun.

Facettenauge der Florfliege
Das Facettenaugenauge tritt deutlich hervor und glänzt metallisch in den Farben des Regenbogens.
Bild von Ian Lindsay auf Pixabay

Die sechs Beine und der Kopf haben dieselbe Farbe wie der Körper.
Ihre Facettenaugenaugen treten deutlich hervor und glänzen metallisch in den Farben des Regenbogens.

Zur Orientierung nutzt sie allerdings in erster Linie die fadenartigen Fühler, die als sensible Tastorgane dienen und fast so lang sind, wie der Körper des Tieres.

Florfliegen besitzen ein Hörorgan an der Basis der vorderen Flügel.

1999 wurde die Florfliege zum Insekt des Jahres gekürt.

Die Paarung

Die erste von zwei jährlichen Paarungen erfolgt nach der Überwinterung im Frühling.

Um paarungsbereite weibliche Florfliegen anzulocken vibrieren die Männchen mit ihrem Hinterleib. Nimmt ein Weibchen diese Vibration wahr fängt es ebenfalls an zu vibrieren.

Ist die Paarung erfolgt, legt das Weibchen die Eier in der Nähe von Blattlauskolonien oder anderen potentiellen Beutetieren ab und zwar auf Blättern und Stängeln von Büschen und Bäumen, aber auch in der Bodenvegetation.

Das Eigelege der Florfliege

Eiablage der Florfliege am Oleander
Eiablage der Florfliege an der Blütenknospe eines Oleanders.

Das Eigelege kannst Du gut an dem charakteristischen langen Stiel erkennen an dem die ovalen hellgrünen Eier befestigt sind.
Dieser wird aus einem Sekret der Anhangdrüse des Geschlechtsapparats hergestellt und verfestigt sich schnell.
Diese erhöhte Eiablage schützt die Eier vor Fressfeinden und Kannibalismus, da frisch geschlüpften Florfliegenlarven bei Nahrungsmangel durchaus auch schon einmal die Eier ihrer „Geschwister“ verzehren.

Je nach Temperatur und Nahrungsangebot, legt ein Weibchen bis zu 20 Eier am Tag, bzw. 400 bis 900 Eier in seinem gesamten Leben.

Die Eiablage der Frühjahrsgeneration erfolgt zwischen Mai und Juli, die der zweiten Generation im August.
Du findest diese „Eier am Stiel“ in Büscheln, Reihen oder auch einzeln. In der Praxis habe ich festgestellt, daß vereinzelt abgelegte Eier die Regel sind.

Abhängig von der Temperatur schlüpfen die kleinen Larven nach zwei bis 10 Tagen.

Die Larve der Florfliege alias
„Der Blattlauslöwe“

Die gelblich-graue Larve, die wegen ihres enormen Appetits auch Blattlauslöwe  genannt wird, besitzt zwei verschiedene Erscheinungsformen:
Sie hat entweder einen länglichen Körper mit schwach ausgebildeten Seitenhöckern auf dem Brustkorb und Bauch oder der Körper ist eher gedrungen und besitzt hakenförmige Borsten.

Im Brustbereich besitzt sie drei paar Füße, sowie zwei Greif-Saugzangen an ihrem Kopf mit denen sie die Beute packt und anschließend aussaugt.
In den drei Larvenstadien erreicht sie eine Länge von 3 – 10 mm.

Die Entwicklungsdauer einer Florfliegenlarve beträgt zwei bis drei Wochen, in denen die sehr agile Larve 200 – 500 Blattläuse oder bis zu sagenhaften 10.000 Eiern und Larven von Spinnmilben bzw. sogar deren adulte Form vertilgt.

Nachdem die Larve aus dem Ei geschlüpft ist häutet sie sich zuerst und wandert dann abwärts auf der Suche nach geeigneter Nahrung.

Hat sie ihre Beute gefunden, packt sie diese mit ihrer Zange, spritzt ihr ein Verdauungssekret ein und saugt anschließend das verdaute Innere aus.
Die leere Chitinhülle wird mit einem Ruck nach hinten über den Körper katapultiert.
Ein Teil dieser Überreste bleibt auf den hakenförmigen Borsten hängen und dient so als Tarnung.

Florfliegenlarve beim Aussaugen einer Blattlaus. In der rechten oberen Ecke kannst Du die leeren Reste einer ausgelutschten Laus sehen. Wenn Du diese auf Deinen von Läusen befallenen Pflanzen findest, weißt Du, dass bereits ein Nützling aktiv ist und Du in der Regel nicht mehr mit Pflanzenschutzmitteln eingreifen mußt.

Ist das Nahrungsangebot knapp werden auch schon mal Marienkäferlarven oder Artgenossen verspeist.

Aufgrund ihres enormen Appetits werden Florfliegenlarven für die biologische Schädlingsbekämpfung gezüchtet und sind inzwischen auch für den Privatgartenbesitzer erhältlich.

Metamorphose

Verpuppte Florfliege
Im Kokon findet die Metamorphose statt.

Nach dem dritten Larvenstadium findet die Verpuppung statt.
Dazu spinnt sich die Florfliegenlarve in einen weißen leicht transparenten kugeligen Kokon ein.
In diesem entwickelt sie sich innerhalb einer Woche über ein Puppenstadium zum Vollinsekt.

Somit dauert die Entwicklung von der der Larve bis hin zur adulten Florfliege je nach Witterung etwa 3 – 4 Wochen.

Die erwachsene Florfliege (Imago)

Die Imago, also die ausgewachsene Florfliege ist dämmerungsaktiv und ernährt sich überwiegend von Pollen und Nektar, aber auch vom Honigtau – den zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse.

Florflige - Imago
Die Imago am Plumbago
Bild von Erik Karits auf Pixabay

Tagsüber versteckt sie sich meist unter Blättern.

In der Regel treten pro Jahr zwei bis drei Generationen der Florfliege auf.

Sie gilt als Kulturfolger, da sie sehr anpassungsfähig ist und gut im menschlichen Siedlungsraum leben kann.

Bei einigen Florfliegenarten wurde beobachtet, dass die ausgewachsenen Tiere auf Ultraschall reagieren. Sie legen dann ihre Flügel an und lassen sich fallen.

Auf diese Art und Weise sind sie in der Lage sich vor Fledermäusen zu schützen, die Ultraschall benutzen, um ihre Beutetiere aufzuspüren.

Die Überwinterung

Die Überwinterung erfolgt als Imago in Dormanz, d.h. der Stoffwechsel ist stark reduziert und es besteht eine erhöhte Resistenz.

Die Tiere verbringen den Winter gerne auf Dachböden, in Garagen oder Schuppen, aber auch in kühlen Wohnräumen hinter Vorhängen oder Rollläden.

Im Außenbereich verstecken sie sich hinter der Rinde von Bäumen oder in lockeren Laubhaufen.

Pflanzen die Florfliegen anlocken

Purpursonnenhut mit einer Florfliege
Purpursonnenhut mit einer Florfliege
Bild von Marjon Besteman auf Pixabay

Was kannst Du tun, wenn Du der Florfliege helfen möchtest, sich in Deinem Garten oder auf Deinem Balkon heimisch zu fühlen?

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Wichtig ist ein blütenreicher Garten, als auch geeignete und ungestörte Winterquartiere.
Das kann neben natürlich belassenen „unaufgeräumten“ Ecken im Garten mit Laubhaufen, oder den stehen gelassenen Stengeln im Staudenbeet auch ein Insektenhotel sein.

Geeignete Pflanzen, die Florfliegen lieben sind u.a.:

Buchweizen


Hundsrose


Klatschmohn


Katzenminze


Doldenblütler wie:


Dill


Distel


Fenchel


Kerbel


Möhre


Pastinake


Petersilie


Korbblütler wie:


Purpursonnenhut


Kamille


Margerite


Ringelblume


Schafgarbe


Wegwarte


In Heckenpflanzen und Weißdorn finden die Tiere tagsüber einen Rückzugsort.

Hervorzuheben ist in dem Zusammenhang die oben erwähnte Katzenminze (botanisch Nepeta):
Denn diese ist lt. amerikanischen Forschern nicht nur bei Katzen sondern auch bei Florfliegen sehr beliebt.
Der Grund für die starke Anziehungskraft ist vermutlich eine chemische Verbindung mit dem Namen Nepetalacton.
Dieser Duftstoff ist in seiner Zusammensetzung dem Pheromon, also dem Sexuallockstoff der Netzflügler sehr ähnlich.
Für die Katzenminze ist dies nützlich, um die Bestäubung der Blüten zu erhöhen.

Überwinterungshilfen für die Florfliege

Florfliegenkästen kannst Du im Handel erwerben oder auch selber bauen.
Sie werden locker mit Stroh aufgefüllt und am besten rot angestrichen, da diese Farbe die Florfliegen anzieht.

Eine kleine Anleitung findest Du hier beim NABU. (im unteren Bereich des Artikels)

Ein geeigneter Standort zum Aufhängen des Kastens ist etwas windgeschützt in einem Baum, am Besten in der Nähe des Staudenbeetes, wo die erwachsenen Tiere nektarreiche Nahrung vorfinden.

Auf den Einsatz von Insektiziden in Deinem Garten oder auf Deinem Balkon solltest Du natürlich besser verzichten.

Florfliegenlarven erwerben

Florfliegenlarven werden wie andere Nützlinge auch, schon sehr lange im Erwerbsgartenbau und in der ökologischen Landwirtschaft eingesetzt.
Hier reicht es natürlich nicht aus, diese lediglich anzulocken, sondern es kommen speziell gezüchtete Tiere zum Einsatz.

Diese sind inzwischen auch für den Privatgarten erhältlich, zum Beispiel über die Firma Neudorff.

Du findest sie im gut sortierten Fachhandel oder auch über das Internet.
Dabei muss gesagt werden, dass im Laden natürlich keine lebendigen Florfliegen irgendwo im Regal herumliegen, denn diese würden das schlichtweg nicht überleben, sondern Du erwirbst dort eine Gutscheinkarte die Du dann online oder per Post einlösen kannst.

Daraufhin bekommst Du Deine Florfliegenlarven ebenfalls per Post zugesandt.
Zu beachten ist allerdings, dass bei Außentemperaturen unter 5°C und über 30°C  kein Versand erfolgt, wobei ein Einsatz sowieso erst im zweistelligen Temperaturbereich sinnvoll ist.

Ich habe mit den Florfliegenlarven von Neudorff auf dem Balkon stets sehr gute Erfolge in der Blattlausbekämpfung erzielt.

Etwas zum Schmunzeln

Bei meiner Recherche zum Thema bin ich auf ein Video über die Perlenflorfliege gestoßen, die Ihre Beute angeblich totpupst.

Ob Fakenews oder wahr? Wer weiß das schon?

Aber das ist auch nicht so wichtig.
Lustig ist es allemal und deswegen möchte ich Dir das Video nicht vorenthalten.

Die pupsende Florfliege 😉

Ich wünsche Dir viele lachende Florfliegen und einen allzeit schädlingsfreien Garten und Balkon.

Mowl

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Hier kannst Du den Artikel als Podcast hören

#008 Natürliche Schädlingsbekämpfung III: Die Florfliege Dein lachender Garten – Der Podcast

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