Natürliche Schädlingsbekämpfung – Teil I: Der Marienkäfer

Siebenpunkt Marienkäfer
Marienkäfer Bild von 대영 허 auf Pixabay

Der Marienkäfer:
Oft unbemerkt, spielen sich im lachenden Garten heftige Schlachten ab. Schlachten um Leben und Tod…Gut gegen Böse…:
Sogenannte Nützlinge, wie zum Beispiel der Marienkäfer, die Florfliege, oder die Schwebfliege, -bzw. ihre Larven- bekämpfen Blattläuse, Schildläuse, Thripse usw..

Ameisen wiederum greifen zum Teil in das Geschehen ein, weil sie ihre „Milchkühe“, die Blattläuse verteidigen möchten, welche den heißbegehrten Honigtau produzieren, der ihnen wiederum wertvollen Zucker liefert.

Dem Honigtau bist Du bestimmt schon mal begegnet: wenn Deine Pflanze sich auf einmal klebrig anfühlt, dann ist dies die Ausscheidung der Läuse, die diese befallen haben.

Aber heute möchte ich Dir einen ihrer Gegenspieler vorstellen:

Den Marienkäfer



Allgemeines über den Marienkäfer

Wir alle kennen den Siebenpunkt-Marienkäfer, der oft auch als Glückssymbol zu finden ist. Er ist aber nur eine von weltweit etwa 4000 verschiedenen Marienkäferarten. Alleine in Deutschland finden wir rund 70 Arten, in Europa etwa 75- 80. Dazu kommen noch Unmengen von Unterarten. 

Die Anzahl der Punkte sagt übrigens nichts über das Alter des Käfers aus, sie ist lediglich ein Kennzeichen der verschiedenen Arten.

Wenn Du Deinen Garten oder Balkon naturnah bewirtschaften möchtest und auf die Anwendung chemischer Mittel gerne verzichtest, dann ist der Marienkäfer einer Deiner besten Verbündeten.
Ein echter Glückskäfer eben.

Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Marienkäfer

Marienkäfer und ihre Larven ernähren sich überwiegend von Blatt- Schildläusen und Thripsen; aber auch Spinnmilben, Wanzen, andere Käfer und Blattwespen gehören zu ihrem Speiseplan- gelegentlich auch schon einmal Schmetterlingslarven.

Marienkäfer: Die Larve auf einem Rosenblatt
Marienkäferlarve auf einem Rosenblatt

Wenn das „Angebot“ groß genug ist, verzehrt eine einzige Larve in den 3 Wochen ihres Larvenstadiums rund 400 Blattläuse!
Der ausgewachsene Käfer kommt auf 40-60 Stück pro Tag, und das die komplette Vegetationszeit lang, damit kommt er in seinem gesamten Leben auf mehrere Tausend vertilgte Läuse!!!  
Marienkäfer sind auch unter den Nützlingen insofern eine Besonderheit, da sie auch als Imago, also als ausgewachsener Käfer, sich noch weiterhin von Läusen & Co ernähren.

Der kleinere, gelbe 22-Punkt-Marienkäfer hingegen, verzehrt auch die Sporen von Pilzen.

Wenn Du den Marienkäfer und andere Nützlinge als Verbündete in Deinem Garten gewinnen möchtest, ist es natürlich wichtig, dass Du nicht nur den ausgewachsenen Käfer, sondern auch die anderen Stadien sicher erkennst.
Doch dazu später.

Zunächst noch ein paar andere interessante Details über unsere kleinen Freunde.

Gefahrenabwehr

Zur Verteidigung und Gefahrenabwehr nutzen Marienkäfer ein gelbes, bitteres, stinkendes Sekret, das Du sicher schon einmal gesehen hast, wenn Du einen Marienkäfer auf Deiner Hand sitzen hattest.

Dieses Sekret wird bei Gefahr aus Poren in der Gelenkhaut ausgeschieden. Uns schadet es nicht, aber z.B. für Ameisen, die „ihre“ Blattläuse verteidigen ist es giftig.

Gegen die größte Gefahr hilft es leider nicht:
gegen den chemieverliebten Gärtner und seine Giftspritze.

Der Einsatz von Insektiziden schädigt unsere Marienkäfer doppelt und dreifach:
Zum einen, weil sie, wenn sie direkt getroffen werden natürlich mit getötet werden, zum anderen da er ihnen mit dem Tod der Läuse etc. ihre natürliche Nahrungsgrundlage entzieht und sie schlichtweg verhungern. Oder sie nehmen durch den Verzehr vergifteter Beutetiere eine erhöhte Dosis Gift auf, die ihnen auch dann den Garaus macht, wenn sie selbst nicht direkt getroffen worden sind.

In meiner Zeit in der Gartenpflege habe ich das mehrfach schön selbst beobachten können: hältst Du den Läusebefall eine kurze Zeit lang aus, (manchen Menschen fällt das echt schwer) dann ist spätestens nach 2 Wochen alles gut: Natur im Gleichgewicht, Läuse weg.
Bei den Nachbarn, wo der Gärtner immer sofort mit der Giftspritze kam, waren die Läuse zwar direkt tot, aber nach 3 spätestens 4 Wochen wieder da. Die Marienkäfer leider nicht. Was hat der Gärtner dann wieder gemacht? Natürlich mehr Gift gespritzt! Ein Teufelskreis!

Doch nun zum Erkennen der verschiedenen Stadien des Marienkäfers, fangen wir doch noch einmal mit dem erwachsenen Käfer an:

Die Färbung der Marienkäfer

Du kennst mit Sicherheit den Siebenpunkt-Marienkäfer, der in Deutschland der bekannteste ist: rot mit 7 Punkten und einem schwarzen Halsschild, dieses Schild unterscheidet ihn vom asiatischen Marienkäfer, welcher ein weißes besitzt.

Das Rot der Deckflügel wird interessanterweise vom gleichen Stoff hervorgerufen, der auch die Tomaten rot werden lässt, dem Lycopin.

Bei anderen Arten reicht die Farbpalette von orange, über gelb bis zu Beigetönen. Auch braun, rosa, natürlich rot und schwarz kommen vor.

Frisch aus der Puppe geschlüpft, sind die kleinen Käferchen, weiß oder gelblich. Die definitive Farbgebung erfolgt in den ersten Stunden danach, mit der Aushärtung des Chitinpanzers.

asiatischer Marienkäfer auf Rose
Ein Marienkäfer auf einer Rose

Das Eigelege der Marienkäfer

Ab Ende April kannst Du das Eigelege des Marienkäfers an Deinen Pflanzen entdecken.

Die Begattung des Weibchens hat allerdings möglicherweise schon im letzten Herbst stattgefunden. Es legt seine kleinen, gelben Eier gezielt dort ab, wo sich Blattlauspopulationen befinden, meist an einer Blattunterseite oder in eine Ritze in der Rinde eines Stammes.

Ein einzelnes Weibchen, kann bis zu 400 Eier ablegen, jedoch tut es dies nicht auf einmal, sondern in Gelegen von 10 – 60 Stück. Dies geschieht mit Sicherheit deswegen, da Marienkäfer-(larven) bei Nahrungsknappheit zu Kannibalismus neigen und sich gegenseitig auffressen.

Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Marienkäfer: Marienkäfer Eigelege
Das Eigelege eines Marienkäfers

Je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit schlüpfen die Larven nach 5 bis 8 Tagen.

Vor dem Schlüpfen, welches ca. 1 – 2 Stunden dauert, kannst Du die Larven durch die Eihaut hindurch schon sehen.
Die Larven einiger Arten haben Eizähne, mit deren Hilfe sie sich aus dem Ei befreien und welche erst mit der ersten Häutung abgeworfen werden.

Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Marienkäfer: frisch geschlüpfte Marienkäferlarven
Frisch geschlüpfte Marienkäferlarven

Die Larven der Marienkäfer

Ab jetzt geht es zur Sache auf Deiner Pflanze und die Marienkäferlarven beginnen sie von Blattläusen und anderen saugenden Insekten zu befreien.

Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Marienkäfer: geschlüpfte Larven nach ca. 12 Stunden
12 Stunden später sind die kleinen Kerlchen schon aktiver

Die Larvenzeit beträgt 30 -60 Tage, währenddessen durchlaufen sie die verschiedenen Larvenstadien und häuten sich drei- bis viermal.
Hierbei verändert sich nur ihre Größe und eventuell die Farbe/Zeichnung, nicht aber ihre Gestalt.

Haben sie ihre endgültige Größe erreicht, kleben sie ihren Hinterleib mit einem ausgeschiedenen Sekret an einem Blatt oder der Rinde eines Baumes fest. Jetzt erfolgt noch eine letzte Häutung, bei der die Haut bis zum Fixpunkt an der Pflanze zurückgeschoben wird.

Metamorphose

Nun verpuppt sich die frisch gehäutete Larve in einer sogenannten Mumienpuppe. Die Färbung der Puppe kann zwischen dunkel-, hell-, rotbraun oder grau liegen und ist auch wieder etwas von der Temperatur abhängig. Die Gliedmaßen und Fühler sind dabei an den Körper geklebt, was relativ untypisch für Käfer ist.

Daraufhin beginnt die Metamorphose, in der sich die Larve zum ausgewachsenen Käfer, zur Imago (so nennt man das erwachsene Vollinsekt) entwickelt.
Während dieser Zeit werden alle Organe und der komplette Körper der Larve zum Käfer verwandelt.

In der weiteren Entwicklung rollt sich die Puppe immer mehr ein, die Farben werden kräftiger. Zwischen dem sechsten und dem neunten Tag, schlüpft schließlich der fertige Käfer. Die Dauer der Metamorphose ist ebenfalls wieder von Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig.

Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Marienkäfer: Marienkäfer - Metamorphose
Verschiedene Stadien der Metamorphose. Hinten erkennst Du schon recht gut die Form und Farben des Imagos.

Wie oben bereits erwähnt, sind die frisch geschlüpften Käfer hell gefärbt, was sich aber schon in den ersten Stunden hin zur endgültigen Farbe ändert.

Die ersten zwei frisch geschlüpften Käfer und eine Puppe

Der Käfer (Imago)

Von nun an geht der ausgewachsene Käfer wieder auf die Jagd nach den kleinen Biestern, die Deinen Pflanzen das Leben so schwer machen.

In einigen Quellen findet man sogar die erstaunliche Zahl von 100 – 150 Läusen, die ein Käfer am Tag verzehren soll.

Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Marienkäfer: tote Blattläuse
Tote, „ausgelutschte“ Blattläuse, wenn ich diese finde, weiß ich, dass ein Nützling aktiv geworden ist.

Da die ausgewachsenen Tiere sich bei uns in der Regel zweimal pro Jahr paaren, schlüpft im Juli/August eine zweite Generation, die dann erst nach der Überwinterung im Frühjahr ihre Eier ablegt und den Kreislauf schließt.

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Marienkäfers liegt bei einem Jahr, mit einer Überwinterung. Ausnahmen bilden die Vierzehnpunkt-Marienkäfer und die Asiatischen Marienkäfer, bei denen auch schon mal zwei Überwinterungen beobachtet wurden.

Natürliche Schädlingsbekämpfung durch Marienkäfer: Marienkäferlarve
Eine der Larven aus dem Eigelege fünf oder sechs Tage später

Die Überwinterung

Aktiv sind unsere Marienkäfer, wie die meisten anderen Insekten hauptsächlich im Sommer, wenn es warm ist. Naht der Herbst, machen sie sich auf die Suche nach einem Winterquartier. In diesem verbringen sie oft in Massenansammlungen zusammengeclustert die kalte Jahreszeit. In ihren kleinen Körpern habe sie ihr eigenes „Frostschutzsystem“ das aus eingelagertem Glyzerin und anderen Zuckern besteht.

Geeignete Unterschlüpfe sind Laubhaufen im Garten, alte vermoderte Baumstümpfe, aber auch Mauerspalten oder Dachböden und Fensterrahmen.

Du kannst ihnen also helfen über den Winter zu kommen, indem Du Deinen Garten naturbelassen lässt, oder zumindest einige naturnahe Zonen einrichtest.

Gefährdete Arten

Abgesehen vom Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, gibt es noch weitere Faktoren, die unseren heimischen Marienkäfern das Leben schwer machen.

So leiden vor allem die, die sich auf spezielle Lebensräume spezialisiert haben unter dem Verlust ihrer Biotope durch fortschreitende Verbauung.

Zu den natürlichen Fressfeinden zählen u.a. Vögel, Eidechsen, Spitzmäuse, Spinnen, Laufkäfer und Raubwanzen.

Krieg der Käfer

Der kommerzielle biologische Pflanzenschutz hat allerdings auch seine Schattenseiten:

Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wird der asiatische Harlekin-Marienkäfer im Erwerbsgartenbau eingesetzt. Dieser ist nicht nur  wesentlich hungriger und vermehrungsfreudiger, als unsere heimischen Marienkäfer, sondern hat auch eine ausgedehntere Speisekarte, so dass er auch z.B. gegen Gallmückenlarven eingesetzt werden kann.

Nachdem vor einigen Jahren die ersten Exemplare dieser Art in die freie Natur ausgebüxt sind, ist er inzwischen im ganzen Bundesgebiet heimisch und z.T. häufiger anzutreffen, als unsere alteingesessenen Arten.

Da er auch die Larven konkurrierender Arten frisst, verdrängt er stellenweise unseren Siebenpunkt-Marienkäfer vollständig.

Hier gibt es einen schönen kleinen Bericht über diesen Krieg der Käfer.

In diesem kleinen Video habe ich die ersten Schritte eines frisch geschlüpften Harlekin-Marienkäfers festgehalten. Viel Spaß damit!

Der erste Ausflug des frisch geschlüpften Käfers am nächste Morgen
😉 Acín’s Interpretation des Themas

Ich wünsche Dir viele lachende Marienkäfer in Deinem Garten!

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Mowl

Zum Anfang

Hier kannst Du den Artikel als Podcast hören

#005 Natürliche Schädlingsbekämpfung I: Der Marienkäfer Dein lachender Garten – Der Podcast

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